Evaluierung von GAP-Wildpflanzenblühstreifen: Hochwertige Saatgutmischungen erhöhen die Pflanzenvielfalt und die damit verbundenen Pollen- und Nektarressourcen auf Ackerflächen erheblich

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In ihrer neuen Studie untersuchten Schmidt et al., die Wirksamkeit von Wildblumenstreifen, die im Rahmen der EU Agrarumweltprogramme eingeführt wurden

Blühstreifen sind ein wesentlicher Bestandteil der Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM), die von der Europäischen Union eingeführt wurden, um dem Verlust der biologischen Vielfalt und der damit verbundenen Ökosystemleistungen in der Agrarlandschaft entgegenzuwirken. Mehrjährige Blühstreifen werden einmalig zu Beginn des fünfjährigen Förderzeitraums auf einem Teil der Ackerflächen eingesät. Landwirte erhalten Fördermittel zum Ausgleich der Ertragsverluste und Pflegekosten.

Die Erhaltung eines vielfältigen Blühaspekts im Förderzeitraum ist für die Förderung der meisten Tiergruppen entscheidend. Die Wirksamkeit der Blühstreifen hängt also weitgehend von der verwendeten Saatmischung und der sich daraus entwickelnden Vegetation ab. Bis heute werden Blühstreifen oft mit Kulturartenmischungen oder mit artenarmen Wildpflanzenmischungen angelegt. Da viele Insektenarten auf bestimmte einheimische Pflanzenarten oder -gattungen spezialisiert sind, können mehrjährige Blühstreifen, die mit artenreichen einheimischen Saatgutmischungen eingesät werden, vermutlich eine höhere Wirksamkeit erreichen. Bisher gibt es jedoch nur wenige umfassende Studien, die die Vegetationsentwicklung auf Wildpflanzenblühstreifen und ihre Einflussfaktoren analysieren.

In unserer Studie wurde die Vegetation auf 40 Wildpflanzenblühstreifen und 20 Kontroll-Getreidefeldern ohne Blühstreifen in Sachsen-Anhalt, Deutschland, von 2017 bis 2019 untersucht. Alle Wildpflanzenblühstreifen wurden von Landwirten 2015 oder 2016 als AUKM mit artenreichen Saatgutmischungen aus 30 heimischen Kräutern aus regionaler Saatgutvermehrung angelegt. Wir haben den Einfluss der lokalen Standortbedingungen (Grasbedeckung, Beschattung, Bodenfruchtbarkeit), der Landschaftsstruktur (Anteil nicht intensiv genutzter offener Lebensräume, Biotopvielfalt) und den Wildpflanzenblühstreifen-Anteil auf unterschiedlichen Skalenebenen in unsere Analysen einbezogen. Zur Bewertung des Nutzens der Wildpflanzenblühstreifen für Bestäuber haben wir einen Pollinator Feeding Index (PFI) entwickelt, der eine Abschätzung der bereitgestellten Nektar- und Pollenressourcen ermöglicht.

Die Wegwarten-Hosenbiene (Dasypoda hirtipes) sammelt Pollen auf einer angesäten Wegwarte (Cichorium intybus). Diese auffällige Bienenart ist auf Korbblütler mit ausschließlich Zungenblüten spezialisiert. (Foto: Annika Schmidt)

Wir stellten fest, dass die Artenvielfalt und Deckung der Kräuter und das damit verbundene Nektar- und Pollenangebot auf Wildpflanzenblühstreifen in allen Untersuchungsjahren deutlich höher war als auf den Kontrollflächen. Wildpflanzenblühstreifen sind demzufolge eine wirksame Maßnahme zur Erhöhung der Pflanzenartenvielfalt in Agrarlandschaften. Die angesäten Kräuter Achillea millefolium, Centaurea jacea, Daucus carota, Lotus corniculatus und Silene vulgaris kamen in allen Jahren auf fast allen WFS-Flächen vor. Zwar bildeten die eingesäten Kräuter den größten Anteil der Gesamtkräuterdeckung und der Pollen- und Nektarverfügbarkeit auf den Wildpflanzenblühstreifen, doch die spontan aufgewachsenen Kräuter erweiterten das gesamte Artenspektrum erheblich, insbesondere im Winter und im Frühjahr.

Schwalbenschwanz (Papilio machaon) bei der Nektaraufnahme an Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea). Die Wiesen-Flockenblume gehört zu den erfolgreichsten angesäten Arten. Sie kam in allen Jahren auf den meisten Wildpflanzenblühstreifen mit hoher Deckung vor. (Foto: Annika Schmidt)

Insgesamt hatten eine starke Beschattung und eine hohe Gräserdeckung den größten negativen Einfluss auf die Entwicklung der angesäten Kräuter. Auf stark beschatteten Flächen etablierten sich in unserer Studie nur wenige ausgesäte Arten erfolgreich. Die Gräserdeckung nahm parallel zur Beschattung zu. Wildpflanzenblühstreifen mit einer hohen Gräserdeckung im ersten Untersuchungsjahr waren auch in den Folgejahren grasreich. Eine frühe Etablierung der angesäten Arten ist demnach sehr wichtig, um eine spätere Grasdominanz auf den Blühstreifen zu verhindern. Unsere Ergebnisse zeigen weiterhin, dass Wildpflanzenblühstreifen, wenn erfolgreich etabliert, weitgehend unabhängig vom Landschaftskontext eine hohe Vegetationsvielfalt in Agrarlandschaften gewährleisten können.

Ackerhummel (Bombus pascuorum) bei der Nahrungssuche “in” angesätem Natternkopf (Echium vulgare). (Foto: Annika Schmidt)

Insgesamt entwickelten sich auf den Wildpflanzenblühstreifen über den fünfjährigen Förderzeitraum arten- und kräuterreiche Vegetationsbestände. Die hohe Artenvielfalt auf den Flächen setzte sich aus den erfolgreich etablierten angesäten Wildkräutern, ergänzt durch eine Vielzahl an spontan etablierten Wildkräutern, zusammen. Es zeigte sich, dass die Ansaat eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen konkurrenzstarken/-schwachen und stark-/schwachwüchsigen Kräutern bei einer niedrigen Ansaatmenge von 0,4-0,5 g/m2 genügend Lücken für erwünschte Spontankräuter ließ und zudem die Kosten für die Saatgutmischung erheblich reduzierte. Durch die Bereitstellung von Nahrungsressourcen für Bestäuber haben Wildpflanzenblühstreifen ein erhebliches Potenzial zur Förderung der biologischen Vielfalt auf landwirtschaftlichen Flächen und der damit verbundenen Ökosystemleistungen in unterschiedlich strukturierten Agrarlandschaften. Wir empfehlen Blühstreifen in künftigen GAP-Förderperioden verpflichtend mit artenreichen Wildkräutermischungen anzulegen. Gräser sollten nicht in den Mischungen enthalten sein. Die Anlage von Wildpflanzenblühstreifen an stark beschatteten Ackerrändern, wo Gräser oft dominieren und AUKM-Zielarten nicht von der Maßnahme profitieren, sollte vermieden werden. Um die Anlage und Pflege von Wildpflanzenblühstreifen zu optimieren und damit ihre ökologische Wirksamkeit zu verbessern, sollten Beratungsdienste für Landwirte eingerichtet werden.

Sie finden den vollständigen Artikel: Evaluating CAP wildflower strips: high-quality seed mixtures significantly improve plant diversity and related pollen and nectar resources in Journal of Applied Ecology.

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